Auch diese Ausstellung versteht Mario Sala als eine in sich geschlossene und nachvollziehbare Installation, die sich aus ebenso in sich schlüssigen Einzelwerken zusammensetzt. Das Suchen nach Erkenntnis und der schrittweise Aufbau von Sinn wird zu einem ganzheitlichen Erlebnis.
Die aktuelle Ausstellung erzählt die Geschichte eines Auftragsmordes. Mithilfe der Werke führt uns der Künstler in das Innenleben des bestellten Täters, des so genannten ‚Servier Boys’.
Es beginnt mit der nachbearbeiteten Fotografie eines heruntergekommenen Hotelgebäudes aus den 70er Jahren. Hier scheint der Ausgangspunkt zu liegen. Die seitenverkehrte Aufnahme eines teilweise mit einem schimmernden Lackfilm überzogenen Korridors birgt eine geheimnisvolle, trügerische Ruhe, die den Betrachter irritiert und Spannung aufbaut. Die schemenhaften Umrisse einer Frau am Fenster des Hotels werfen die Frage auf, ob es sich um das Opfer handelt, das in diesem Moment von dem Täter observiert wird.
Sala konstruiert eine Konstellation, überlässt es jedoch dem Betrachter, eigene Schlüsse daraus zu ziehen, in dem ein individueller Denkprozess in Gang gesetzt wird.
In der Mitte des Ausstellungsraumes steht ein umgekippter Tisch. Auf der nun sichtbaren Unterseite der Tischplatte befindet sich ein Geschoss-ähnliches Gebilde, aus dem unzählige Lehmkugeln und Pistolengeschosse hervor zu treten scheinen. Tentakeln aus Ton bahnen sich ihren Weg aus dem Ungetüm, wie eine eigene kleine Welt scheint sich alles darin zu bewegen und es beginnt sich etwas zu formen. Das was eigentlich verborgen bleibt, wird sichtbar – der innere Mechanismus des Täters – kurz bevor es zu brodeln beginnt.
Die traumähnlichen, filmischen Szenerien der Gemälde lassen uns teilhaben an den Impulsen, die dieses Brodeln auslösen. Das wiederkehrende Motiv des Hundes fordert uns geradezu heraus, Spuren zu verfolgen und Zusammenhänge zu suchen, analog zu der so genannten Wirklichkeit findet sich jedoch wie immer bei Sala keine einzig richtige Deutung.
Mario Sala kreiert thematisch in sich geschlossene Parallelwelten, die sich selbst genug sind, formal und inhaltlich jedoch ein reiches Bezugsnetz übernehmen. In Salas Universum ist alles miteinander verknüpft, über das individuelle Empfinden und Erleben des Künstlers ist es verbunden mit der realen Welt im Hier und Jetzt, darin enthalten alle Aspekte die uns bewegen, wie Bezüge zur Welt der Kunst, Literatur, Musik, Religion, Massenmedien, Politik. Durch die vor allem intuitive und suggestive Arbeitsweise des Künstlers wirkt dieses reiche Werk an Verknüpfungen nie angestrengt sondern lädt ein zum Verweilen.
Judith Platte, Dezember 2010
Galerie Nicola von Senger is pleased to present new works by Mario Sala. Born in Switzerland in 1965 the artist captivates us once again with a densely intertwined collection of pictures and sculptures. These alchemistic compositions of the most different materials transform the exhibition space into an expansive field of associations where the search for knowledge and the gradual construction of sense become a comprehensive holistic experience.
The current exhibition tells the story of a contract killer. The artist leads us into the inner life of the ordered culprit, the so-called ’Serving Boy’, beginning with a reworked photograph of a dilapidated hotel from the 1970’s. The image of a hallway has been partially coated with a gleaming varnish that holds a mysterious delusive calmness, irritating the viewer and building the tension. The apparitional, unreal, shadowy outlines of a woman in the window of this hotel raise the suggestion of a victim kept under surveillance. Sala constructs a universe but leaves it to the viewer to draw their own conclusions.
In the middle of the exhibition space stands a tipped over table. Visible on the underside a missile or bullet like figure is arranged with countless little balls of loam and small pistol guns emerging from within. Tentacles of tone cleave out of this monster and, appearing as though beginning to form, a world seems to move inside of it. What is concealed becomes briefly visible before beginning to bubble: the internal mechanism of the killer.
The dreamlike cinematic scenery of Sala’s paintings allows us to participate in the impulses that release this bubbling. A returning motif of a dog challenges us to pursue tracks and search connections. Nevertheless, no right interpretation can be found, as usual, with Sala.
Mario Sala creates thematically closed parallel worlds, which, in themselves, are enough. But formally, and concerning the contents, they take over a rich relationship. In Sala’s universe everything is connected with everything else. The individual feeling and experience of the artist is aligned with the real world in the here and now. Embodied in his work is all that affects us, and our relationship to the world of art, literature, music, religion, mass media and politics. Particularly because of the intuitive and suggestive approach of the artist, this rich universe of alignments never appears strained but instead invites one to stay.
Gareth Malone / Judith Platte, December 2010