Yves Netzhammer (*1970, lebt in Zürich) entwirft in der Galerie arsFutura in einer mehrteiligen Siebdruck-Serie eine digitale Gegenwelt. Die Konfrontation der sterilen Präzision der computer-generierten Situationen mit einer feinsinnigen Gefühlswelt lotet zeitgenössische Befindlichkeiten aus und befragt ebenso die konventionelle Wahrnehmung von Bildern.
Netzhammer skizziert poetische Entwürfe um den Fragenkomplex des Individuums und seinen Dialog von Innen- und Aussenwelt. Körper werden modellhaft auf ihre Identität zwischen Abgrenzung und Verschmelzung erforscht. Belebtes und unbelebtes gehen Symbiosen ein. Behutsam betreibt Netzhammer das Spiel mit dem Leben. Er stellt aussergewöhnliche Konstellationen zwischen Körpern her und deckt bisweilen neue Verhaltensweisen der Dinge zueinander auf. Teils ironisch, teils ernsthaft oder melancholisch wird der alltägliche Bilderfundus auf seine Konventionen hin untersucht. Durch das unerwartete Verschmelzen von Gegenständen, menschlichen und tierischen Figuren führt Netzhammer uns sanft mögliche Abweichungen von der Normalität vor. Weil eine solche Spekulation mit dem Leben Gefahren in sich bergen kann, wecken die Bilder ein gewisses Unbehagen. Häufig entstehen die neuen Bildfindungen an der Grenze zwischen sanfter Poesie und mutierter Abnormalität.
Das Medium der Zeichnung unterstreicht die ephemere Qualität der Bilder. Die Motive werden auf semantischer, formaler oder empatischer Ebene umgedeutet, stets auf der Suche nach neuen Betrachtungsweisen. Die artifizielle Syntax und die Reduktion aufs Wesentlichste konzentrieren das Bild. Die Abstraktion der computergenerierten Skizze schafft Distanz und verschärft den Kontrast zwischen Berührung und Beklemmung.
Diese modernen Ikonen der Gefühle, die in der Kombination des zeitgemässen Mediums im Cyberraum und der Feinfühligkeit des Zeitgeistes entstehen, sind sowohl im Kontext der Kunst als auch demjenigen der visuellen Gestaltung beheimatet. Auf diese Weise transportieren die Werke pointierte Botschaften, die in ihrer Bildsprache im zeitgenössischen Erfahrungsraum verankert sind. Sie haben nicht zuletzt aufgrund dieses medienübergreifenden Ansatzes eine weitreichende Ausstrahlung.
Sabine Rusterholz, Januar 2003
Yves Netzhammer Drawings and Images
Yves Netzhammer (*1970, lives in Zurich) draws a digital counter world in a multipart series of screen-prints. The sterile precision of the computer-generated settings is confronted with an intimate world. The prints display contemporary existential orientation and challenge conventional perception of pictures at the same time.
Poetically Netzhammer outlines drafts around the individual in its dialogue between the interior and exterior world. The body is investigated on its identity between limitation and affiliation. Animated and dead things merge in symbioses. Netzhammer carefully plays with life. He experiments with unusual constellations of bodies while uncovering un-expected relations between things.
Sometimes ironically, other times seriously or melancholy the everyday picture is examined for its convention. The unexpected merging of things such as human and animal figures gently demonstrates possible deviations from normality.
Since such speculation with life can hold danger, a certain uneasiness is provoked. Frequently the line between subtle poetry and mutated abnormality is in question.
Drawing as the used medium intensifies the ephemere quality of the pictures. The motives are interpreted on a semantic, formal or empathic level, always in search for a new perspective. The artificial syntax and the reduction on the most substantial concentrate the picture. The abstraction of the computer-generated sketch creates distance and intensifies the contrast between compassion and irritation. These modern emotinal icons are developped in the contemporary medium in Cyberspace and are embedded in a sphere of intimate experiences. They are resident both in the context of art and the visual arts. In this way they transport pithy messages, which are embodied in the contemporary area of experience of our pictorial culture. Their emittance is not least due to this medium-crossing concept extensively radiant.