Seelenräume
Die Einsiedlerzelle des Heiligen Gallus, sein Rückzug in Contemplatio und
die Zwiesprache mit Gott sind das Ausgangsmotiv einer großangelegten künstlerischen
Arbeit von Till Velten in der Galerie Nicola von Senger. Der Gesprächskünstler
Velten geht der Frage nach: „Was ist die Seele?“ und beginnt einen Dialog mit
therapeutisch Tätigen und geistigen Begleitern, die hinter den Mauern der
Benediktinerabteil Münsterschwarzach einzigartig Seelsorge für Seelsorger
anbieten: Burnout, Verlust der Lebensorientierung und des Glaubens sind die
Themen ihres Priesterklientel und kirchlicher Mitarbeiter, denen sich Wunibald
Müller und der Benediktinermönch Anselm Grün seit über 20 Jahren widmen.
Wo holen sie die Menschen ab, die in einer tiefen Lebenskrise stecken, und welche Veränderungen erfahren die Männer und Frauen während des 12-wöchigen Therapieaufenthaltes im Kloster?
In Zusammenarbeit mit dem malenden Mönch Meinrad Duffner und den insgesamt 16 Therapiegästen arbeitet Till Velten an der Visualisierung von Seelenräumen, die zuerst durch die Gäste und dann durch die kunstfertigen Hände der Meisterinnen und Meister der Silber- und Goldschmiede des Klosters gestalterisch geklärt in edle Kleinplastiken aus Silber, Gold und Glas umgesetzt und in der Ausstellung zu sehen sein werden.
Aufgezeichnete Audiointerviews beziehen sich auf diese Räume und reagieren auf das Prozedere im Recollectio-Haus, das den Aufenthalt seiner Gäste in die Phasen Empfang, Aufenthalt/Leibarbeit und Verabschiedung gliedert. Im Durchgang durch den Galerieraum und dem Spiel zwischen visueller Modell- und gedanklicher Metaebene geben die Interviews dem Ausstellungsbesucher Auskunft über das menschliche Ringen und die seelsorgerisch-therapeutische Arbeit seiner Gesprächspartner; und antworten auf die Frage, wo sie für sich selbst Rückzug, Richtung und Halt finden.