Lothar Hempel Das Orakel lächelt. Das Orakel lacht.Das Orakel lächelt
2:43 h. Der Fernseher an der gegenüberliegenden Wand läuft jetzt seit zwei Stunden ohne Ton. Für meinen Geschmack ist er viel zu weit weg. Ich sitze gerneganz nah vor dem Fernseher, so dass man ausser dem Bildschirm nicht viel anderes sieht. Manchmal lehne ich meine Stirn an das kühle Glas. Dann presse ich meine Augen so fest zusammen, dass mir die Tränen kommen, meine Netzhaut bedecken und wie kleine Lupen wirken. Die Strahlung durchflutet meinen Körper und spielt mit meiner Gesundheit. Weit hinter diesen kirren Farben liegen Bilder nach denen ich mich wirklich sehne. Ungereimtes, dummes und hochmütiges Zeug, wahrscheinlich. Sachen, von denen man wohl besser die Finger lässt. Und ich weiss wahrscheinlich sowieso erst dann wonach ich wirklich suche, wenn es direkt vor mir ist. Manchmal habe ich allerdings eine Ahnung. Zum Beispiel gestern, dieses kalte Blau der Pepsidose aus dem Automaten. Da war etwas. Oder dieses von Vögeln vollgeschissene Auto, diese Formen und Kreise, diese Kringel. Diese glänzenden Flecke auf der matten Oberfläche, der Sonnenreflex, dieses Flimmern…