lieber nervös, als hässig und bös
Nach einem Spaziergang entlang der Donau stehe ich vor einem trutzigen Haus in einer Wiener Strasse, welches an riesige gelbe Legosteine erinnert. Alles ist sauber und gewienert und man denkt sich kaum, was für ein verstecktes Universum sich darin verbirgt. Das gelbe Haus ist zur Strasse hin u-förmig gebaut, ein eindrücklicher Zaun mit spitzen Enden hindert einen am Betreten des Grundstücks. Ein merkwürdig leuchtender grüner Rasen in der Mitte, umrandet von einem Kiesbeet schmückt diesen offenen Innenhof. Christian Eisenberger führt mich durch die letzte Tür hinten, unten, rechts, hinein in dieses Lego Haus. Was mich dann erwartet, übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Es eröffnet sich das Universum von Christian Eisenberger – sein Atelier. In geschätzten acht Räumen ergiesst sich sein Werk über Dich. Ein Labyrinth eines Alchemisten. Über, unter, neben und fast in mir sind Hunderte, ja Tausende Werke aufgestellt, gestapelt und verstreut. Auf dem Boden breiten sich irgendwelche Bilder aus. Dort schüttet der Künstler etwas drauf, eine Säure oder so, die das Bild zerfrisst und ihm eine neue Zeichnung gibt. Durchmischt mit Farbflaschen, alten PCMonitoren, einer Reihe von Fahrrädern, farbig bedruckten Metallplatten, einer Matratze mit Wolldecken, leeren PizzaSchachteln und vollen Aschenbechern. Will man sich auf ein Detail konzentrieren, springen einem zehn weitere Dinge in die Augen, die der näheren Untersuchung wert sind. Hier entdecke ich eine alte, überlebensgrosse Schaustellermaske, seit Ewigkeiten in ihrem unheimlichen Lachen gefroren. Als Hut trägt die Figur ein Bild. Dort der Kopf einer Puppe, wie man sie aus alten Coiffeur-Geschäften kennt, welche ihre wirren schwarzen Haare wie eine Waffe trägt. Aus der Musikanlage scheppert ein altes Lied von Abba. Mittendrinn der Künstler, der einem Derwisch gleich tanzend seine Werke bearbeitet, behämmert, bemalt, bespritzt, beklebt und durch alchemistische Zauberzutaten zum Kunstwerk erschafft. Seine Arbeitsweise ist geprägt von Zügellosigkeit, Arbeitslust, Tempo und Zufall. Wenn ich könnte, dann würde ich das ganze Studio, genauso wie es ist, alles kaufen, verschliessen und mindestens hundert Jahre so lassen. Eine Zeitkapsel für kommenden Archäologen.
Ab 28. März wird in der ganzen Schweiz der Dokumentarfilm «Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege» von Hercli Bundi im Kino gezeigt.
Bereits am Freitag, den 22. März um 12h findet im Kino Le Paris beim Bahnhof Stadelhofen die Zürcher Vorpremiere statt. Zu dieser Vorführung werden der Künstler Christian Eisenberger und der Regisseur Hercli Bundi anwesend sein und nach dem Film Fragen aus dem Publikum beantworten.
Weitere Vorpremieren mit Christian Eisenberger und Hercli Bundi finden statt am: 21.03.2019 um 20 Uhr im Kino Rex in Bern, 23.03.2019 um 19.30 Uhr im Stattkino Luzern, 24.03.2019 um 11.30 Uhr im Kult.Kino Basel und am 24.03.2019 am Nachmittag im Kino Chur.