Alexandra Vogt

Alexandra Vogt

Erstmals zeigt Alexandra Vogt (*1970, lebt bei München) in der Galerie arsFutura ihre Malereien, statt wie bisher Fotografien.

Während sich ihre Fotografien der irritierend idyllischen Gegenwelt des Pferdemädchens zwischen Dokumentation und Inszenierung an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegen, schildern die gemalten und teils gezeichneten Bilder eine vermehrt expressiv existenzielle Vorstellungswelt. Auf der Suche nach poetischem Sinn durchstreift Alexandra Vogt mit neoromantischer malerischer Geste innere und äussere Welten. Die strategisch eingesetzte Emotionalität soll die Malerei wieder beleben. Die Fragilität der skizzenhaften Zeichnung wird zum Mittel der Entrückung und Verklärung. Die Bilder wollen jedoch nicht als Eskapismus und romantischen Rückzug in die subjektive Emotionalität gelesen werden. Kritik und Naivität, Irritation und Schönheit stehen sich unmittelbar gegenüber. Brüche werden gezielt eingesetzt, um traumatische Befindlichkeiten aufzuspüren und darzustellen.

In den Bildern findet sich ein Nebeneinander von dramatisch abgründigen Elementen und harmlosen Samples eines alltäglich geprägten Referenzhintergrundes. Avantgarde Mode, T-Shirt Slogans, japanischer Holzschnitt und Aquarellmalerei finden Eingang in die Bilder. Bewusst eklektizistisch werden die Referenzen in postmoderner Manier eingesetzt. Diese Merkmale deuten auch den Einfluss der jungen deutschen Malerei an, zu der Alexandra Vogt sich in Beziehung setzt. Der Rückgriff aufs Zitat geschieht, im Gegensatz zu den abgründigen Bildinhalten, entspannt und lustvoll.

Nicht nur ein Pluralismus der Zeichen, sondern auch der Stile und Medien kennzeichnet die postmoderne Geste. Ohne sich auf eine einzige Spielart zu beschränken, lässt Alexandra Vogt eigene Bildwelten entstehen. Unbekümmert umgeht sie die Beschränkung der Malerei auf einen einzigen Stil. Vielmehr konzentriert sie sich auf die stete Neuerfindung ihres Anliegens: die Darstellung zeitgenössischer Befindlichkeiten, die sich nicht selten am Abgrund zum Spuk oder der Panik bewegen. Melancholisch abgründige Szenen werden sanft aquarelliert oder ornamenthaft weichgezeichnet. Die eigene Bildsprache bleibt unverkennbar.

Gespensterhafte Erscheinungen und schemenhaft entrückte Figuren sind Zeugen der filmisch geprägten Szenerien. Der eingefrorene Augenblick bleibt in der Ungewissheit eines erahnten Schreckens stecken. Das Balancieren am Abgrund sowie der Suspense am Nullpunkt stellen die Konstanten in Alexandra Vogts einzigartigem künstlerischen Werk dar. Die inneren Parallelwelten, angedeutet durch szenische Anhaltspunkte, finden ihren Ausdruck in verschiedenen Medien. In diesem Sinne stellt der Wechsel von Fotografie zur Malerei keinen eigentlichen Bruch im Werk dar, sondern eher eine neue Fährte auf einer kontinuierlichen Suche.

Sabine Rusterholz, Juni 2004


Alexandra Vogt

For the first time Alexandra Vogt (*1970, lives in Munich) shows painting instead of photography in the gallery arsFutura.

While her photography remains in an irritating parallel world of horse girls between reality and imagination, the painting depicts a rather existential expression. On the search for poetic sense Alexandra Vogt investigates internal and external worlds with a neoromantic pictorial gesture. The strategically used emotionality is vitalising the paintings. The fragility of the sketchy paintings is an indication of distance and transfiguration. However the pictures do not want to be read as escapism and romantic retreat into subjectivity. Criticism and naivety, irritation and beauty are juxtaposed directly. The contradictions are purposefully used in order to detect and represent existential orientation.

There is a coexistence of dramatic elements and harmless samples of a daily background. Avantgarde fashion, T-Shirt slogans, Japanese woodcuts and water colour painting are subjects of the pictures. The references are deliberately used in a postmodern eclectic manner. These characteristics also suggest the influence of young German painting to which Alexandra Vogt affiliates. The references and quotations come about with ease and relish in contrast to the existential content.

The postmodern gesture is not only characterised by pluralism of signs, but also of styles and media. Without being limited to only one kind of expression, Alexandra Vogt develops her own pictorial worlds. She avoids the restriction of a single style. Rather she is concentrating on the constant invention of her concern: the representation of contemporary existential orientation which is shifting on the edge of spook and panic. Melancholy scenes are often drawn softly and ornamentally. Her own pictorial language remains unique.

Ghostly apparitions lost in reverie are the witnesses of the cinematic scenes. The frozen moment stays put in the uncertainty of a suspected fright. Balance at the abyss as well as suspense at the zero point represent the constants in Alexandra Vogt’s work. The parallel worlds find their expression in different media. In this sense the change from photography to painting does not correspond to an actual break in her work, but rather to a new track on a continuous search.

Sabine Rusterholz, June 2004

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